Freitag, 12. Oktober 2012

Aus der Versenkung ....

JA, sie lebt noch, auch wenn sie sich lange nicht gemeldet hat.

Meine erste Malaria (hoffentlich auch die letzte …) hat mich doch ziemlich umgehauen, im wahrsten Sinne des Wortes, und die momentane Hitze macht es auch nicht unbedingt leichter, wieder zu Kräften zu kommen, aber na ja. Die meisten Sambier sagen so wie so, dass die erste Malaria bedeutet, „dass man willkommen und jetzt richtig angekommen ist“.                                                   Es war auch echt eine interessante Erfahrung (…), aber die Willkommensgrüße vorher waren mir doch lieber ….
 
Was passiert ist? Vor allem, dass wir vom Deutschen Botschafter nach Lusaka eingeladen worden sind und wie banal das auch klingt, das Drumherum ist es echt wert erzählt zu werden.

Bernd Finke, der neue Deutsche Botschafter, hat dieses Jahr zum ersten Mal auch alle deutschen Voluntaire zu einem Empfang anlässlich des Tages der Deutschen Einheit in seine Residenz in Lusaka eingeladen. Um seien Mitarbeitern den Feiertag (/freien Tag) aber nicht damit zu verderben, dass sie einen Empfang planen, organisieren und ausrichten müssen, haben wir schon mal am Tag davor, am 2. Oktober, gefeiert. Allerdings auch nicht rein, denn laut Einladung sollte man um 20 Uhr wieder gehen ….

Dass die Anreise für mich so besonders war liegt an mehreren Faktoren: daran, dass wir zum ersten Mal in Sambia auf eigene Faust (mit Planung und Umsetzung) unterwegs waren (Busfahren in der Innenstadt gilt nicht), dass es gerade in die Hauptstadt/Millionenstadt des Landes ging und immer wieder nicht vorherzusehende Überraschungen aufgetaucht sind…..

Nachdem ich am Montag vor der Abreise, nach knapp anderthalb Stunden Wartezeit souverän zwei Tickets für den 04:30Uhr (!) Bus am nächsten Morgen gekauft hatte und wir mit viel Glück den Beamten bei der Passbehörde dazu bringen konnten, mein Visum zu verlängern, obwohl mir ein Dokument fehlte, mussten wir abends nur noch ein Taxi für den nächsten Morgen finden, dass uns von zu Hause in die Stadt bringen würde, und ein paar Sachen packen, inklusive der festlichsten Kleidung, die wir mitgebracht hatten.
So weit so gut, alles entspannt, gemischt mit einer freudigen Anspannung.
Und dann habe ich den Anruf einer Freundin, die schon einen Tag eher nach Lusaka gefahren war, bekommen: In der Mission, in der wir mit ihr übernachten sollten, war kein Platz mehr für zwei Leute … und das am Abend vorher, 6 Stunden vor Abfahrt. AHHHHHH!!!!

In solchen Situationen neige ich irgendwie dazu erst panisch zu sein, dann abzukühlen und dann Maßnahmen zu ergreifen. Das weiß ich jetzt wieder einmal um so besser, seit Lusaka.
Wie auch immer habe ich es dann dank der Erfindung des Internets mitten in der Nacht eine Unterkunft gefunden, die nicht weit von der Busstation und dem Haus des Botschafters entfernt liegt (man hätte sogar laufen können), Handtücher, Moskitonetze, Bettwäsche, ein Frühstück und eine warme Dusche (hipp hipp hurray!) für umgerechnet weniger als 10€ anbietet und total gemütlich ist: Kalulu Backpackers (Broads Road 20, für die, die sichs im Internet anschauen wollen oder mal in Lusaka übernachten wollen).
So viel Glück muss man mal haben ….

Die Fahrt mit dem Bus am nächsten Morgen hatte etwas Magisches:    Im Dunkeln loszufahren, aus dem dunklen, verschlafenen Ndola, in einem dunklen Bus, die Sonne, die langsam und friedlich aus den Nebelschleiern aufsteigt. Kein Stress, keine Hektik, nur Ruhe und unendliche Schönheit….

Dann nach knapp 5 Stunden Fahrt Lusaka: Bunt, pulsierend, lebendig, aber auch sehr viel aufgeregter, chaotischer und unübersichtlicher als wir Landeier das bis dahin aus Ndola gewöhnt waren. Nach einer Weile mehr oder weniger zielstrebiger Lauferei, bei der wir uns zumindest einige Teile der Metropole selbst erlaufen haben, geben wir zu: Wir sind dieser Stadt so nicht gewachsen, wir können es nicht schaffen, innerhalb der nicht mal ganz zwei Tage die wir hier sind diese Stadt zu Erkunden und Kennenzulernen. Dafür ist sie schlicht zu groß!

Glücklicherweise haben wir aber die Handynummer eines Freundes, den wir nur wenige Tage vorher (!) in Ndola kennengelernt hatten, und er hat tatsächlich Zeit. Zeigt uns Stellen, die wir wahrscheinlich alleine nie gefunden hätten, geschweige denn in diesen zwei Tagen. Mein Highlight? Das Cultural Village, in dem Menschen aus all den großen Stämmen Sambias zusammen leben, ohne fließendes Wasser und Strom und die ihr Überleben damit zu sichern versuchen, dass sie Kunstgegenstände (Taschen, Stoffe, Kerzenständer, Masken, Schnitzereien, ….) verkaufen bzw. tauschen, denn es ist auch möglich Alltagsgegenstände gegen die Kunstwerke einzutauschen. Dieses Dorf mitten in dieser riesen großen Stadt gibt ein Beispiel dafür, wie das sambische Volk zusammenleben soll: Eine Gemeinschaft, unabhängig von Stamm und Herkunft.

Der Abend im Garten des Botschafters zeichnet sich dann besonders dadurch aus, dass es einige Reden anlässlich des Festtages, viel gutes Essen und eine Menge neuer Bekanntschaften gibt. Es ist interessant zu sehen, wer noch alles in Sambia unterwegs ist, wer was macht und dass wir fast alle mit den gleichen Herausforderungen konfrontiert sind. Und es ist eine einmalig gute Tauschbörse für Tipps, da wir ja auch alle für ganz unterschiedliche Zeiträume unterwegs sind und waren. Aber der Tag hat auch seinen Tribut gefordert, ich habe geschlafen wie ein Stein und ich glaube,      ich habe mich noch nie so über eine warme Dusche am nächsten Morgen gefreut J

Nachdem wir dann mit Sack und Pack und nach einem gemütlichen Frühstück durch gefühlt halb Lusaka bei geschätzten 60 Grad im Schatten gelaufen waren, haben wir dann doch noch das Nationalmuseum besuchen können, was aus meiner Sicht wirklich weiter zu empfehlen ist, weil es darstellt, was in der landeseigenen Kultur im Mittelpunkt steht und Traditionen erklärt.

Danach hieß es, schnell zurück zum Bus, sonst können wir noch mal in dem schönen Hostel übernachten. Und dann der Schreck: Der Busfahrer gibt uns unser Ticket zurück, uns war nicht aufgefallen, dass der Officer am Tag vorher aus Versehen auf das falsche Datum gebucht hatte …. Also doch noch eine Nacht in Lusaka? Nein, irgendwie haben die freundlichen Officers es dann doch geschafft, die leicht verzweifelt aussehenden Deutschen im Bus unterzubringen und die Heimreise war geritzt.

Lusaka hat viel Aufregung bedeutet, aber  es hat in mir auch definitiv die Reiselust geweckt. Ich habe angefangen ein Gefühl dafür bekommen, was alles möglich ist, wenn man sich auf etwas einlässt und zuversichtlich darauf zu geht. Und das macht Mut,   gibt Sicherheit …. und lässt mich hoffen, dass der Dezember schnell kommt, damit ich (bzw. wir) endlich loskann….

So weit so gut, ich freue mich, wenn ihr mir mal schreibt.

Shalenipo

Teresa

2 Kommentare:

  1. Hallo Teresa,
    vielen Dank für deine interessanten Einträge. Wir verfolgen sie von Anfang an. Deine Beiträge sind eine wunderbare Ergänzung zu Martins Einträgen. Das Bild über Sambia wird wenn man sie beide liest richtig rund. Es ist. Wahnsinn was ihr alles erlebt. Alle Menschen mit denen ich über eure Freiwilligendienst spreche haben große Achtung vor euch. Wir werden auch deinen Blog weiter verfolgen und wünschen dir weiterhin alles Gute und viele gute Begegnungen.
    Stefanie und Reinhard

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  2. Shani,

    Vielen lieben Dank für die Rückmeldung. Es ist unheimlich schön und hilfreich zu hören, wie das, was wir hier erleben, aus der Heimat betrachtet aussieht.
    Danke auch für den Hinweis, dass man bisher nur angemeldet kommentieren konnte. Das war mir Technikgenie natürlich nicht aufgefallen und ich hatte mich schon gewundert, warum alle so wortkarg geblieben sind ....

    Natotela na shalenipo
    Teresa

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